Was ist lernen?
Hätte der Mensch nicht gelernt, wäre er vermutlich ausgestorben. Doch was ist lernen eigentlich und wie lernt man am besten?
Während der Evolution mussten wir lernen, wie man Werkzeuge baut, wie man jagt und uns den Weg zurück zum Stamm merken. Heute lernen wir klassischerweise in der Schule und sollen dort aufs Leben vorbereitet werden. Dabei geht es hauptsächlich darum, sich abstrakte Inhalte anzueignen und Gelerntes im Gedächtnis zu behalten. Vielen wurde und wird jedoch nie beigebracht, wie sie das richtig machen und wie sie das Lernen erlernen.
Ich habe für euch einige Lerntipps und -methoden gesammelt, damit euch das Lernen schon bald leichter fällt.
Motivation steigern
PISA-Studien (Programm for International Student Assessment) der OECD (Organisation for Economic Co-operation and Development) untersuchen international die Schulleistungen junger Menschen. Sie zeigen, dass Schüler:innen mit einer höheren sogenannten intrinsischen Motivation beim Lernen, also einer, die aus einem inneren Antrieb heraus kommt, sowie mit effektiven Lernstrategien und einem gesunden Selbstbewusstsein bessere Noten erzielten.
Schon während des Unterrichts fragen sich viele Schüler:innen, warum sie manches überhaupt lernen sollten. Oft wird diese Frage nicht beantwortet und man erfährt nicht, wofür man etwas braucht. Infolgedessen sinkt oft die Begeisterung, den neuen Stoff behalten zu wollen und freiwillig zu wiederholen. Sucht man sich jedoch selbständig eine Antwort auf diese Frage, so kann man schnell seine Motivation steigern.
In Biologie beispielsweise kann man sich einige Tipps mitnehmen, um gesünder zu leben; in Geografie und Wirtschaftskunde wird nützliches Wissen für das Wirtschaftsleben und das Unternehmertum vermittelt. In Physik bespricht man grundlegende Gesetze, die im Alltag anwendbar sind und man sich so auch bei Haushaltsgeräten helfen kann.
Dies ist wohl die wichtigste Grundeinstellung vor allen anderen Lernmethoden und Tipps, da sie vor allem langfristig anhält.
Lieber nicht Last Minute
Eine Studie der Universität Bochum untersuchte das Lern- und Arbeitsverhalten unter Druck. Das Ergebnis zeigte, dass man unter Stress nur auswendig lernt und das Angeeignete kaum verinnerlicht. Zusätzlich vergisst man die Inhalte wesentlich schneller als ohne Druck von außen.
Wer früh genug zu lernen beginnt, hat es also kurz vor der Prüfung entspannter und auch langfristig, da das erlernte hängen bleibt.
Seinen Lerntyp finden
Jeder Mensch hat unterschiedliche Präferenzen, wie er seine Sinnesorgane beim Lernen einsetzt. Manche sind auditive Typen, sie merken sich Inhalte also dann am besten, wenn sie sie hören oder sich selbst aufsagen. Andere bevorzugen eine visuelle Lernmethode, sie lernen etwa mithilfe von Bildern, Tabellen oder MindMaps am effektivsten. Der haptische Lerntyp möchte das neu Erlernte gleich anwenden und beispielsweise Vokabel mit einer Bewegung verknüpfen, etwa Wörter zum Lernen niederschreiben.
Wer seine Präferenzen kennt und möglichst alle Sinne benutzt, lernt am schnellsten und effektivsten.
„Das Langzeitgedächtnis hat eine beinahe unendliche Speicherkapazität“
Pausen machen
Die Universität Paderborn rät zu regelmäßigen Pausen beim Lernen. Spätestens nach 90 Minuten sollte zumindest eine Viertelstunde der Erholung dienen, um dem Gehirn eine Möglichkeit zu geben, das Gelernte zu verarbeiten und sich zu erholen. Nach vier Stunden sollte dann eine größere Pause von ein bis zwei Stunden gemacht werden.
Besonders sinnvoll sind bewegte Pausen, in denen man sich körperlich betätigt oder Sport macht. Die Universität Paderborn bietet dazu sogar eigene Yogakurse zwischen den Vorlesungen an, um das Gehirn zu aktivieren.
Wiederholen, wiederholen, wiederholen
Das Langzeitgedächtnis hat eine beinahe unendliche Speicherkapazität. Sie wird auf etwa 100 Billionen Bits geschätzt. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass Informationen wiederholt werden. Dies kann man sich wie einen Trampelpfad im Urwald vorstellen: je öfter man darüber läuft, desto deutlicher wird er.
Nicht von Ähnlichkeiten hemmen lassen
Die Lernpsychologie unterscheidet verschiedene Blockaden, die das Merken erschweren. Zum Beispiel beschreibt die Ähnlichkeitshemmung das Vermischen voneinander ähnlichen Inhalten. Demnach sollte man etwa vermeiden, Spanisch und Latein direkt hintereinander zu lernen.
Gute Umgebung
Unser Lernen ist nicht nur von unserer geistigen Leistungsfähigkeit abhängig, sondern auch von unserem physischen Zustand. Deshalb ist es ratsam, dass der Arbeitsplatz sauber, ruhig und ohne Ablenkung gestaltet ist; ein Handy hat am Arbeitsplatz nichts verloren. Zusätzlich sollte man regelmäßig für Frischluft sorgen und regelmäßig Wasser trinken. Letztlicht ist ausreichend Schlaf wichtig, um dem Körper und dem Gehirn Zeit zu geben, um das Gelernte abzuspeichern und sich zu regenerieren.
Fazit
Es gibt noch viel mehr spannende Erkenntnisse der Lernpsychologie. Aber schon diese kleine Auswahl an Lernmethoden kann dazu beitragen, dass jede:r Einzelne die richtige Mischung für sich findet, die für sie/ihn am besten funktioniert.
Eine Erkenntnis aber gilt für uns alle: nur die Übung macht den Meister!