Ein Buch fürhoffnungslose Romantiker: Call Me By Your Name
"So etwas kann wunderbar sein. Oder die Hölle" - Das ist mein Gedankengang vor fast jedem Buch. Elio aus “Call Me By Your Name” denkt sich das auch, zwar in einem anderen Zusammenhang, aber dennoch.
“Call Me By Your Name” von Andre Aciman habe ich vor fast drei Jahren im Italien-Urlaub zum ersten Mal gelesen. Von der ersten Seite an war mir klar, dass dieses Buch anders ist als alles, was ich bisher gelesen hatte. Damals habe ich das Buch auf Englisch gelesen, vor kurzem auf Deutsch noch einmal. Dabei ist mir wieder bewusst geworden, wie gut das Buch eigentlich ist.
Papierkram, Monet und der Pfirsich
Elio wohnt im Norden Italiens. Jeden Sommer hat seine Familie einen Akademiker als Sommergast, welcher, während des Arbeitens an eigenen Projekten, Elios Vater bei Papierkram unterstützt. Mitte der 80er, als Elio 17 Jahre alt ist, ist dieser Sommergast Oliver. Oliver ist 24, Professor an der Columbia und arbeitet in Italien an der Übersetzung seines Buches. Ab dem ersten Moment hat Elio Gefühle für ihn, erst eher negative, welche sich dann schnell in romantische entwickeln. Obwohl es schon früh Annäherungsversuche von beiden gibt, dauert es über 100 Seiten bis zum ersten Kuss, ausgerechnet an Monets Malplatz. Natürlich gibt es dazwischen auch Drama, Drama und noch mehr Drama. Nach der ersten gemeinsamen Nacht bereut Elio erst alles, akzeptiert das Geschehene dann aber und wird immer enthusiastischer über diese vergangene Nacht. Kurz darauf folgt natürlich die berühmt berüchtigte Pfirsich Szene, welche die 12-jährige Sophia doch etwas traumatisiert hat. Aber langsam gehen die sechs Wochen, in denen Oliver in Italien ist, zu Ende. Die letzten drei Tage verbringen die beiden alleine in Rom. Darauf folgt kein mentaler Zusammenbruch, sondern ein Zeitsprung von 15 und dann 20 Jahren, welche dann offen enden.
Doppelte Empfehlung
Obwohl mir das offene Ende nicht so gefällt, ist “Call Me By Your Name” eines meiner absoluten Lieblingsbücher. Der Autor Aciman baut zwischen den beiden eine unfassbar tiefe Verbindung auf und stellt, ohne sie zu verurteilen, die Obsession von Elio mit Oliver dar. Was mir trotzdem noch gut gefallen hätte, wäre Olivers Perspektive zu sehen, da das Buch aus Elios Sicht geschrieben ist und uns nur seine Gefühle offenbart. Dennoch beschreibt Aciman wie kein anderer und fast schon poetisch nicht nur die Liebe der beiden Protagonisten, sondern auch die Umgebung, die Zweifel, die Frustration, die Spannung und natürlich auch die Intimität von Elio und Oliver. Ich kann sowohl das Buch als auch den Film – welcher auch wirklich gut ist – jeder hoffnungslosen Romantikerin und jedem hoffnungslosen Romantiker von Herzen empfehlen.